Neue Wege gegen Schmerzen: Wie Medizinalcannabis die Palliativmedizin verändert

Erstellt am:22.06.2025- Zuletzt aktualisiert:23.07.2025

Die Behandlung chronischer Schmerzen ist eine der größten Herausforderungen in der modernen Medizin. Besonders in der Palliativmedizin, wo das Ziel nicht mehr die Heilung, sondern die bestmögliche Lebensqualität ist, stehen Ärztinnen und Ärzte vor der Aufgabe, den Leidensdruck ihrer Patientinnen und Patienten zu lindern. In den letzten Jahren hat sich Medizinalcannabis als wertvolle Option etabliert, wenn klassische Schmerztherapien an ihre Grenzen stoßen oder nicht vertragen werden. Dr. Martin Pitzl, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie erfahrener Schmerztherapeut aus München, berichtet aus seinem Praxisalltag und gibt einen tiefen Einblick in die Möglichkeiten und Grenzen von Medizinalcannabis bei der Behandlung chronischer Schmerzen im palliativen Kontext.

Dr. Martin Pitzl, in einer Praxis, Klärt über Cannabismedizin auf

Diese ExpertInnen wurden für diesen Beitrag interviewed

  • Medizinalcannabis lindert Schmerzen und reduziert Nebenwirkungen klassischer Schmerzmittel
  • Verbesserte Lebensqualität und mehr Aktivität im Alltag
  • Individuelle Dosierung und ärztliche Begleitung sind entscheidend
  • Reduktion von Opiaten und anderen Medikamenten möglich
  • Gute Verträglichkeit, selten starke Nebenwirkungen
  • Wichtige Option besonders in der Palliativmedizin, wenn andere Therapien nicht ausreichen

Mein Name ist Dr. Martin Pitzl. Ich praktiziere seit zwölf Jahren im Münchner Zentrum als Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie in einer interdisziplinären Schmerzpraxis. Wir haben eine spezielle Schmerztherapie. Dazu und haben auch viele Patienten, unter anderem auch viele chronische Schmerzpatienten. Doch das erste Mal davon gehört vor drei, vier Jahren, da waren die ersten Vertreter hier, die ihre Produkte vorgestellt haben. Und zugenommen hat das extrem.

So in den letzten zwei Jahren, würde ich sagen. Zwischendrin hatten wir noch Corona, aber es ist ein bisschen abgeflaut, da war das nicht so aktuell. Interessanterweise. Aber so in den letzten zwei Jahren haben wir doch einen deutlichen Anstieg sowohl von Anbieterseite als auch von Konsumenten Seite gezogen. Also wir haben viele chronische Schmerzpatienten hier in der Praxis, die wir versorgen und haben entdeckt, dass das medizinische Cannabis zum einen eine Reduzierung von sehr stark Medikamenten, also sprich auf Morphinbasis reduzieren kann.

Letztendlich sind auch einige Patienten, die diverse Medikamente Unverträglichkeiten haben, die das Cannabis eben auch gut ansprechen und so hat eine verbesserte Lebensqualität und reduzierte Schmerzwahrnehmung haben und somit ja auch wieder Schmerz einmal leben können. Das ist ähnlich, was weniger Nebenwirkungen hat und besser verträglich ist. Also durch Schmerzen wird man ja teilweise auch reaktiv depressiv. Also die sind besser gelaunt, die sind lebensbejahend wieder.

Und die Patienten haben wieder mehr Spaß am Leben durch diese Reduktion. Und wenn man wieder von den Medikamenten. Weggehen wollen, die eben starke Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel Verdauungsstörungen usw Übelkeit, das kann man mit dem Cannabis eben deutlich reduzieren in der Medizin, speziell jetzt. Wir bevorzugen, wo wir die Extrakt sind, besser dosierbar. Noch mal zurückzukommen auf die Frage wie profitieren die Patienten?

Also gerade ältere Patienten, die die Nebenwirkungen der anderen Medikamente reduzieren möchten, haben sehr positive, nach anfänglichen Ängsten Rückmeldung uns gegeben. Und zwar ist es ja oft so, dass eben gerade ältere, da habe ich vorhin schon erwähnt, eben Cannabis doch als Droge sehen und dann muss man denen erklären, was ich gerade auch schon erwähnt habe. Nein, es gibt ja diese zwei unterschiedlichen Wirkstoffe und wenn sie wirklich gar keine berauschende Wirkung haben möchten, dann empfehlen wir eben ein Extrakt, das eine höhere CBD und CBD Anteil hat.

Und dann werden sie merken, das wirkt entzündungshemmend, es wirkt abschwächelnd und sie werden auch nicht abhängig davon. Das ist immer die größte Angst. Das, was ich anfangs erwähnt habe, also der Markt ist riesig geworden. Jede Woche haben wir eine Vorstellung von verschiedenen Referenten. Ich rede davon, 2 bis 3 pro Woche von verschiedenen Firmen. Also der Markt ist sehr groß geworden und im Moment ist es so oder so wird es vielleicht auch die Zukunft dann bringen, dass wir nur noch vereinzelt wirklich Marken aufschreiben, sondern eher die Wirkstoffe.

Wie viel Prozent davon, wie viel Prozent CBD, wie viel Prozent THC und entsprechend dann das den Patienten mitgeben. Genau. Und je nachdem dann in der Apotheke die Abgabe erfolgt, von welchem Anbieter auch immer, also es ist nicht so, dass ich einen jungen sportlichen Patienten habe, der gerade eine Sportverletzung hat und den mit Cannabis versorge. Das sicher nicht. Nein, das sind chronische Schmerzpatienten, die haben eine lange Leidensgeschichte.

Die haben schon verschiedenste Medikamente vorher ausprobiert, verschiedenste Therapien ausprobiert. Das hat vieles nicht funktioniert. Und dann kommen wir mit dem Cannabis, diesem Vorschlag oder Therapieversuch. Und wenn das gut funktioniert, dann ist Patient und Behandler zufrieden.

Die Entwicklung der Cannabismedizin in der Schmerzpraxis

Vor wenigen Jahren war Medizinalcannabis in der Schmerztherapie noch ein Nischenthema. Erst seit etwa drei bis vier Jahren, so Dr. Pitzl, ist das Thema präsenter geworden – sowohl durch vermehrte Anfragen von Patientinnen und Patienten als auch durch eine wachsende Zahl von Anbietern. Besonders in den letzten zwei Jahren ist die Nachfrage deutlich gestiegen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen gibt es immer mehr chronische Schmerzpatienten, zum anderen stoßen konventionelle Medikamente wie Opiate an ihre Grenzen, sei es durch mangelnde Wirkung oder durch belastende Nebenwirkungen.

Dr. Pitzl beschreibt, wie sich die Schmerzpraxis in München auf die Versorgung solcher Patientinnen und Patienten spezialisiert hat. Viele von ihnen haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich, zahlreiche Medikamente ausprobiert und häufig eine Vielzahl an Nebenwirkungen erlebt. Gerade in der Palliativmedizin, wo die Lebensqualität im Vordergrund steht, ist die Suche nach gut verträglichen und effektiven Alternativen besonders wichtig.

Die Rolle von Medizinalcannabis in der modernen Schmerztherapie

Medizinalcannabis hat sich in der Praxis als wirksames Mittel zur Schmerzlinderung und zur Reduzierung des Einsatzes starker Medikamente wie Morphin erwiesen. Dr. Pitzl berichtet, dass viele seiner Patientinnen und Patienten durch die Ergänzung oder den Ersatz klassischer Schmerzmittel mit Cannabis eine deutliche Verbesserung ihres Befindens erleben. Dabei steht nicht nur die reine Schmerzlinderung im Fokus, sondern auch die Reduktion von Nebenwirkungen, die Verbesserung der Stimmung und der allgemeinen Lebensqualität.

Ein besonderer Vorteil von Medizinalcannabis ist seine Verträglichkeit. Viele Patientinnen und Patienten, die auf andere Schmerzmittel mit Unverträglichkeiten reagieren oder unter starker Müdigkeit, Verdauungsstörungen oder Übelkeit leiden, profitieren von der Umstellung auf Cannabis. Die Behandlung führt häufig dazu, dass die Betroffenen wieder aktiver am Leben teilnehmen, mehr Freude empfinden und weniger unter den psychischen Folgen chronischer Schmerzen leiden.

Individuelle Therapie: Die Bedeutung der richtigen Dosierung und Form

In der Praxis bevorzugt Dr. Pitzl die Anwendung von Cannabisextrakten. Diese lassen sich besser dosieren und individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abstimmen. Gerade in der Palliativmedizin ist es entscheidend, die Therapie so flexibel wie möglich zu gestalten, um auf Veränderungen im Krankheitsverlauf oder in der Symptomatik schnell reagieren zu können.

Ein wichtiger Aspekt ist die Auswahl der Wirkstoffe. Cannabis enthält verschiedene Cannabinoide, darunter THC und CBD. Je nach Bedarf kann die Zusammensetzung angepasst werden. Für Patientinnen und Patienten, die keine berauschende Wirkung wünschen oder Nebenwirkungen vermeiden wollen, empfiehlt Dr. Pitzl Extrakte mit einem höheren CBD-Anteil. Diese wirken entzündungshemmend, entspannend und schmerzlindernd, ohne eine psychoaktive Wirkung zu entfalten.

Die Patientensicht: Ängste, Vorurteile und Aufklärung

Viele Patientinnen und Patienten begegnen der Therapie mit Medizinalcannabis zunächst mit Unsicherheit. Besonders ältere Menschen haben häufig Vorurteile und verbinden Cannabis mit illegalem Drogenkonsum. Dr. Pitzl betont, wie wichtig eine umfassende Aufklärung ist. Er erklärt seinen Patientinnen und Patienten die Unterschiede zwischen den einzelnen Wirkstoffen, die sichere Anwendung und das niedrige Risiko einer Abhängigkeit bei medizinischer Verwendung.

Die Erfahrung zeigt, dass nach anfänglicher Skepsis viele Patientinnen und Patienten sehr positive Rückmeldungen geben. Die Reduktion von Nebenwirkungen, die Verbesserung der Stimmung und die wiedergewonnene Lebensfreude überzeugen auch diejenigen, die anfangs Vorbehalte hatten. Gerade im palliativen Kontext, wo es vor allem um die Lebensqualität geht, ist die Akzeptanz von Medizinalcannabis nach entsprechender Aufklärung meist sehr hoch.

Reduktion von Nebenwirkungen und Erhalt der Lebensqualität

Ein zentrales Anliegen der Palliativmedizin ist es, die Nebenwirkungen der Therapie so gering wie möglich zu halten. Viele klassische Schmerzmittel, insbesondere Opiate, verursachen starke Müdigkeit, Verstopfung, Übelkeit und ein allgemeines Gefühl der Benommenheit. Diese Nebenwirkungen schränken die Lebensqualität oft erheblich ein und führen dazu, dass Patientinnen und Patienten sich zurückziehen, weniger aktiv sind und ihre Selbstständigkeit verlieren.

Dr. Pitzl berichtet, dass durch die Umstellung auf Medizinalcannabis viele dieser Nebenwirkungen deutlich reduziert werden können. Die Patientinnen und Patienten sind wacher, haben weniger Verdauungsprobleme und fühlen sich insgesamt wohler. Sie können wieder am Alltag teilnehmen, Aktivitäten nachgehen und soziale Kontakte pflegen. Diese Veränderungen wirken sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche aus: Die Betroffenen sind besser gelaunt, empfinden mehr Lebensfreude und entwickeln wieder eine positive Einstellung zum Leben.

Medizinalcannabis in der Palliativmedizin: Ein Baustein im Gesamtkonzept

In der Palliativmedizin steht der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Ziel ist es, das Leiden zu lindern, die Selbstbestimmung zu erhalten und die verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Medizinalcannabis ist dabei kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Baustein im therapeutischen Gesamtkonzept.

Dr. Pitzl betont, dass die Therapie immer individuell angepasst werden muss. Nicht jede Patientin und nicht jeder Patient profitiert gleichermaßen von Cannabis. Es gibt Unterschiede in der Wirkung, der Verträglichkeit und den persönlichen Vorlieben. Die enge Zusammenarbeit mit dem Behandlungsteam, die regelmäßige Überprüfung der Therapie und die offene Kommunikation sind entscheidend für den Erfolg.

Der Alltag in der Schmerzpraxis: Typische Patientengruppen und Indikationen

Die Patientinnen und Patienten, die in der Schmerzpraxis von Dr. Pitzl behandelt werden, haben meist eine lange und belastende Krankheitsgeschichte hinter sich. Es handelt sich selten um junge, sportliche Menschen mit akuten Verletzungen, sondern fast ausschließlich um chronische Schmerzpatienten, die bereits viele Therapien ausprobiert haben. Häufig sind es ältere Menschen, die unter den Nebenwirkungen klassischer Medikamente leiden und nach Alternativen suchen.

Die Indikationen für den Einsatz von Medizinalcannabis sind vielfältig. Neben chronischen Schmerzen kommen auch Spastiken, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und andere belastende Symptome infrage. Besonders in der Palliativmedizin, etwa bei Krebspatientinnen und -patienten oder Menschen mit fortgeschrittenen neurologischen Erkrankungen, bietet Cannabis eine zusätzliche Option, wenn andere Therapien nicht mehr ausreichen oder nicht vertragen werden.

Die praktische Umsetzung: Von der Auswahl bis zur Abgabe

Die Verschreibung von Medizinalcannabis erfolgt in Deutschland nach strengen gesetzlichen Vorgaben. Dr. Pitzl beschreibt, dass der Markt in den letzten Jahren enorm gewachsen ist. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern und Produkten, sodass die Auswahl oft unübersichtlich ist. In der Praxis wird nicht mehr nach Markennamen, sondern nach Wirkstoffgehalt und Zusammensetzung verschrieben. Die Apotheke gibt dann das passende Präparat ab.

Die Dosierung wird individuell festgelegt und im Verlauf angepasst. Wichtig ist eine enge ärztliche Begleitung, um die Wirkung zu überwachen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Die Patientinnen und Patienten werden ermutigt, ihre Erfahrungen zu dokumentieren und regelmäßig Rücksprache mit dem Behandlungsteam zu halten.

Erfahrungen aus der Praxis: Schmerzlinderung und neue Lebensqualität

Die Erfahrungen von Dr. Pitzl und seinem Team zeigen, dass Medizinalcannabis für viele Patientinnen und Patienten einen echten Unterschied macht. Die Schmerzen werden nicht immer vollständig beseitigt, aber deutlich gelindert. Viele Betroffene berichten, dass sie wieder besser schlafen, aktiver am Leben teilnehmen und weniger auf Hilfe angewiesen sind.

Die Reduktion der Opiatdosis ist ein weiterer wichtiger Vorteil. Viele Patientinnen und Patienten können die Dosis klassischer Schmerzmittel deutlich senken oder sogar ganz absetzen. Dadurch verringern sich die Nebenwirkungen, und die Lebensqualität steigt. Die Patientinnen und Patienten sind wacher, klarer im Kopf und haben wieder mehr Freude an alltäglichen Aktivitäten.

Psychische Entlastung und gesellschaftliche Teilhabe

Chronische Schmerzen führen nicht nur zu körperlichen, sondern auch zu psychischen Belastungen. Viele Patientinnen und Patienten entwickeln depressive Verstimmungen, Angststörungen oder ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück. Die ständige Erschöpfung, das Gefühl der Hilflosigkeit und die Angst, anderen zur Last zu fallen, belasten die Seele.

Dr. Pitzl beobachtet, dass die Therapie mit Medizinalcannabis auch auf die Psyche einen positiven Einfluss hat. Die Patientinnen und Patienten sind besser gelaunt, empfinden wieder Lebensfreude und nehmen aktiver am gesellschaftlichen Leben teil. Sie berichten, dass sie sich weniger isoliert fühlen, wieder Kontakte pflegen und sogar neue Hobbys entdecken. Die Verbesserung der Stimmung ist ein wichtiger Faktor für die Gesamtzufriedenheit und das Wohlbefinden.

Herausforderungen und Grenzen: Was Medizinalcannabis nicht leisten kann

Trotz der vielen positiven Erfahrungen betont Dr. Pitzl, dass Medizinalcannabis kein Wundermittel ist. Es wirkt nicht bei allen Patientinnen und Patienten gleich gut, und es gibt auch Fälle, in denen keine ausreichende Schmerzlinderung erreicht wird. Die Therapie ist immer Teil eines umfassenden Behandlungskonzepts und sollte nicht isoliert betrachtet werden.

Auch die gesellschaftlichen und bürokratischen Hürden sind nicht zu unterschätzen. Viele Patientinnen und Patienten stoßen auf Vorurteile, Missverständnisse oder Ablehnung – sowohl im persönlichen Umfeld als auch im Gesundheitssystem. Die Beantragung bei der Krankenkasse ist oft aufwendig, die Auswahl des passenden Präparats erfordert Erfahrung und Geduld. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patientin, Arzt und Apotheke ist unerlässlich.

Wissenschaftliche Hintergründe: Warum wirkt Cannabis bei Schmerzen?

Die schmerzlindernde Wirkung von Cannabis beruht auf den enthaltenen Cannabinoiden, die an spezielle Rezeptoren im Nervensystem binden. Diese sogenannten CB1- und CB2-Rezeptoren sind Teil des körpereigenen Endocannabinoid-Systems, das an der Regulation von Schmerz, Stimmung, Appetit und vielen anderen Funktionen beteiligt ist. Durch die Aktivierung dieser Rezeptoren können Schmerzen gelindert, Entzündungen gehemmt und die Stimmung verbessert werden.

Studien zeigen, dass Medizinalcannabis insbesondere bei chronischen Schmerzen, Spastiken und Appetitlosigkeit wirksam ist. In der Palliativmedizin wird es eingesetzt, um belastende Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Die Therapie ist sicher, wenn sie unter ärztlicher Aufsicht und mit individueller Anpassung erfolgt.

Nebenwirkungen und Sicherheit: Was ist zu beachten?

Wie jedes Medikament kann auch Medizinalcannabis Nebenwirkungen verursachen. Häufig sind leichte Beschwerden wie Mundtrockenheit, Schwindel oder Müdigkeit. In seltenen Fällen können Unruhe, Kreislaufprobleme oder Appetitsteigerung auftreten. Dr. Pitzl betont, dass die Nebenwirkungen meist mild und vorübergehend sind. Die individuelle Dosierung und die Auswahl des passenden Präparats sind entscheidend, um unerwünschte Effekte zu vermeiden.

Ein wichtiger Vorteil von Medizinalcannabis ist seine gute Verträglichkeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Schmerzmitteln schädigt es keine Organe wie Leber oder Nieren und kann auch über längere Zeiträume sicher angewendet werden. Das Risiko einer Abhängigkeit ist bei medizinischer Anwendung gering, insbesondere wenn die Therapie engmaschig ärztlich begleitet wird.

Die Bedeutung der Aufklärung und Entstigmatisierung

Ein zentrales Anliegen von Dr. Pitzl ist die Aufklärung über die Möglichkeiten und Grenzen von Medizinalcannabis. Er wünscht sich, dass mehr Ärztinnen und Ärzte offen für diese Therapieoption sind und sich mit den wissenschaftlichen Hintergründen auseinandersetzen. Die Differenzierung zwischen medizinischer Anwendung und Freizeitkonsum ist dabei besonders wichtig. Cannabis als Medikament ist ebenso wenig mit illegalem Drogenkonsum zu vergleichen wie Morphin mit Heroin.

Die Entstigmatisierung von Medizinalcannabis ist ein wichtiger Schritt, um Patientinnen und Patienten den Zugang zu erleichtern und Vorurteile abzubauen. Dr. Pitzl sieht es als seine Aufgabe, sachlich aufzuklären, Ängste zu nehmen und die Vorteile der Therapie verständlich zu erklären.

Fazit: Medizinalcannabis als wertvolle Ergänzung in der Palliativmedizin

Die Erfahrungen aus der Praxis von Dr. Martin Pitzl zeigen, dass Medizinalcannabis für viele chronische Schmerzpatientinnen und -patienten im palliativen Kontext eine wertvolle Ergänzung ist. Die Therapie ermöglicht eine wirksame Schmerzlinderung, reduziert Nebenwirkungen klassischer Medikamente und verbessert die Lebensqualität nachhaltig. Besonders im Zusammenspiel mit der Palliativmedizin, die den Menschen mit all seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt, entfaltet Medizinalcannabis sein volles Potenzial.

Der Weg zur Therapie ist nicht immer einfach – Vorurteile, bürokratische Hürden und Unsicherheiten begleiten viele Patientinnen und Patienten. Doch mit Aufklärung, individueller Begleitung und einer offenen Haltung kann Medizinalcannabis dazu beitragen, dass Menschen mit chronischen Schmerzen wieder mehr Lebensfreude, Selbstständigkeit und Teilhabe erfahren.

Medizinalcannabis ist kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Baustein im therapeutischen Gesamtkonzept der Palliativmedizin. Die enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Ärztin und Apotheke, die individuelle Anpassung der Therapie und die kontinuierliche Überprüfung sind entscheidend für den Erfolg. Die Erfahrungen aus der Praxis machen Mut, neue Wege zu gehen und die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.

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Häufig gestellte Fragen

Nein, die Wirkung ist individuell unterschiedlich. Etwa 75% der Patienten berichten von Verbesserungen. Wenn Cannabis nicht hilft, gibt es andere Optionen - Ihr Arzt findet mit Ihnen die beste Lösung.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.5 Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Für Palliativpatienten überwiegen die Vorteile meist deutlich die Nebenwirkungen.
5. Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.

Medizinalcannabis kann in der Palliativversorgung in Einzelfällen andere Medikamente ergänzen oder deren Dosis reduzieren. Änderungen in der Medikation sollten immer ärztlich überwacht werden.1

1 Rasche, T., Emmert, D., Radbruch, L. et al. Cannabis und Cannabinoide in der Palliativversorgung. Bundesgesundheitsbl 62, 830–835 (2019). https://doi.org/10.1007/s00103-019-02967-1

THC regt den Appetit stark an und hilft gegen Übelkeit. Krebspatient:innen berichten davon, dass Sie durch die Therapie mit Medizinalcannabis wieder an Gewicht zugenommen haben.4

4 Hoch, E., Friemel, C. & Schneider, M. (2018). Cannabis: Potential und Risiko. Eine wissenschaftliche Analyse. Heidelberg: Springer-Verlag. Hoch, E., Friemel, C. & Schneider, M. (2018). Cannabis: Potential und Risiko. Eine wissenschaftliche Analyse. Heidelberg: Springer-Verlag.

Medizinalcannabis kann bei Krebspatient:innen positive Effekte auf Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitstörungen, Schlafprobleme und Müdigkeit haben. Auch bei Patient:innen mit Demenz sowie bei AIDS-Patient:innen mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen wurden positive Wirkungen beobachtet. Insgesamt kann sich dadurch die Lebensqualität verbessern.1,2

1 Rasche, T., Emmert, D., Radbruch, L. et al. Cannabis und Cannabinoide in der Palliativversorgung. Bundesgesundheitsbl 62, 830–835 (2019). https://doi.org/10.1007/s00103-019-02967-1

2 Doppen M, Kung S, Maijers I, John M, Dunphy H, Townsley H, Eathorne A, Semprini A, Braithwaite I. Cannabis in Palliative Care: A Systematic Review of Current Evidence. J Pain Symptom Manage. 2022 Nov;64(5):e260-e284. doi: 10.1016/j.jpainsymman.2022.06.002. Epub 2022 Jun 12.

Etwa 75 % der Patient:innen berichten von einer Verbesserung ihrer Symptome durch Medizinalcannabis. Rund 70 % spüren eine bessere Lebensqualität.3 Medizinalcannabis kann mehrere Symptome wie Schmerzen, Übelkeit, Krämpfe und Schlafprobleme lindern.1

1 Rasche, T., Emmert, D., Radbruch, L. et al. Cannabis und Cannabinoide in der Palliativversorgung. Bundesgesundheitsbl 62, 830–835 (2019). https://doi.org/10.1007/s00103-019-02967-1
3 Abschlussbericht der Begleiterhebung nach § 31 Absatz 6 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch zur Verschreibung und Anwendung von Cannabisarzneimitteln, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2022, Online zu finden unter:
https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Bundesopiumstelle/Cannabis/Abschlussbericht_Begleiterhebung.pdf?__blob=publicationFile (zuletzt aufgerufen am 18.07.2025)